Quadrophonie und mehr

Das »goldene« Jahrzehnt der analogen Mehrspurproduktionen bei der Deutschen Grammophon (1970 bis 1980)

von Rainer Maillard © 2023 

 

Die erste Aufnahme mit dem Boston Symphonie Orchestra im Januar 1970 markierte den Einstieg in das neue Aufnahmeverfahren der Quadrophonie und somit in die analoge Mehrspurtechnik. In dem Jahrzehnt vor der Einführung der Digitaltechnik produzierte die DG so legendäre Aufnahmen, bei denen es sich lohnt, einen Blick auf die verwendete Technik, Arbeitsweise und beteiligten Personen zu werfen.

Björn Blüthgen, Paul Meister und das Entwicklungsteam bereiten das 18-Kanal Röhrenpults für die ersten Quadro-Aufnahme in die Boston Symphony Hall vor, Hannover-Langenhagen Januar 1970.. ©  EBS

Studio versus Live
Als erstes fällt ins Auge, dass im Gegensatz zu heute ausnahmslos alle Aufnahmen in den 1970er Jahren sogenannte  Studioproduktionen sind. Aufnahmen ohne Publikum, durchgeführt in leeren Konzertsälen. Heute werden überwiegend Live-Aufnahmen veröffentlicht. Liveaufnahmen, die allerdings einen ausgefeilten Postproduktionsprozess durchlaufen, um allen klanglichen und musikalischen Ansprüche  gerecht zu werden. Der heutige Begriff Live-Aufnahme steht auch nicht für eine ungeschnittene Version eines Konzertes, sondern für die Tatsache, dass es sich hier um einen Zusammenschnitt von meist mehreren Konzerten Proben und Korrekturen handelt.

Live-Aufnahmen erfordern einen zusätzlichen Anspruch an die Tonstudiotechnik, denn die unterschiedliche Akustik des vollen und leeren Saales muss angepasst und Publikumsgeräusche entfernt werden. Die analoge Schnitttechnik mit Schere und Kleber beinhaltete damals so viele Hürden, dass an geschnittene Live-Aufnahmen nicht zu denken war. Die heutige digitale Tonstudiotechnik macht es möglich, diese Herausforderungen zu meistern. So besteht nun für Musiker die Alternative, ob man „live“ oder „im Studio“ aufnehmen möchte, damals bestand sie unter dem Gesichtspunkt einer klanglichen Perfektion nicht.

Der grundsätzliche Verzicht auf Live-Aufnahmen eröffnet aufnahmetechnisch interessante Optionen. Orchesteraufstellungen können so gewählt werden, dass sie für die Mikrophone und nicht fürs Publikum optimal sind. So kann beispielsweise die Harfe vor den ersten Violinen direkt beim Dirigenten platziert werden, damit ihr Klang direkt über das Hauptmikrofon eingefangen wird, die Mikrofonierung kann „puristischer“ erfolgen.

In Retrospektive gilt für diese Aufnahmen: Weniger ist mehr. So reicht z.B. bei einer Studioaufnahme der im Saal herrschende Nachhall für ein angemessenes Klangbild meist vollkommen aus, weil kein Publikum die Nachhallzeit verringert. Stellte sich die Akustik immer noch als zu „trocken“ heraus, wurden Stuhlreihen ausgebaut um dieselbe zu verlängern. Heute benutzt man digitale Klangprozessoren und spart sich den Aufwand. Die fehlenden Publikumsgeräusche wiederum ermöglichten dem Tonmeister, weniger Mikrofone in einem größeren Abstand zu den Instrumentengruppen zu wählen, ohnehin hatten die Mischpulte deutlich weniger Kanäle.

Ein weiterer ganz entscheidender Aspekt ist zudem, dass das während der Aufnahme erzeugte Klangbild endgültig war. Den heute bestehenden Anspruch, die Balance der Instrumente nachträglich noch verändern zu können, gab es damals nicht.

Jeder klangliche Vergleich zwischen historischen und modernen Aufnahmen ist deshalb mehrschichtig. Sowohl der Arbeitsablauf als auch die verwendete Technik sind unterschiedlich.

Aufnahmesetup für Bedrich Smetanas »Má Vlast« mit Rafael Kubelik und dem Boston Symphony Orchestra. Boston Symphony Hall, Februar 1971. © DG

 

Mikrofonaufstellungen

Stereophone Aufnahmen wurden bei der DG ab 1956 durchgeführt. Weltweit wurde in dieser Zeit mit unterschiedlichen Verfahren der Intensitätsstereofonie (XY, MS Blumlein) und der Laufzeitstereophonie (AB) experimentiert. Jedes Stereosystem setzt in Hinblick auf die Monokompatibilität, Ortung, Abbildungstiefe und Raumeindruck unterschiedliche Prioritäten. Die Tonmeister der DG entschieden sich sehr früh für Aufnahmen mit der AB-Stereophonie. Hier werden zwei Mikrofone mit einer Basisbreite von 1 bis 2 Metern vor dem Orchester aufgebaut. Die hier auftretenden Laufzeitdifferenzen zwischen den beiden Mikrofonen wirken sich besonders auf den Raumeindruck als angenehm aus. Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind alle Aufnahmen in den 1970er Jahre mit einem AB-Hauptmikrofonsystem durchgeführt worden, allerdings hat jeder Tonmeister mit Mikrofontypen, Richtcharakteristiken und Basisbreiten fortlaufend experimentiert und den Sälen angepasst. Ein System, welches auf den Zentimeter genau aufgebaute gleiche Mikrofone für Aufnahmen in unterschiedlichen Sälen und Klangkörpern benutzte, gab es bei der DG nicht.

 

Aufnahmesetup für Hector Berlioz' »La Damnation de Faust« mit Seiji Ozawa und dem Boston Symphony Orchestra. Boston Symphony Hall, 1973. © DG

 

Mikrofone
Interessant ist ein Blick auf die verwendeten Mikrofone. Seit den 1970er Jahren haben sich die technischen Eigenschaften der Mikrofone weiterentwickelt, allerdings wiesen die damaligen Typen schon eine sehr hohe klangliche Qualität auf. Bei den Aufnahmen kamen röhrenbetriebene Kondensatormikrofone der Firmen Neumann (M 49, U67, SM2, KM 53, KM 54, KM 56) und Schoeps (M221B) zum Einsatz. Der Umstieg auf phantomspannungsgespeiste Kondensatormikrofone (Neumann U87, KM 84, SM69) und die Schoeps Colette-Serie (MK2, MK5) erfolgte um 1974. Der klangliche Unterschied zu modernen Mikrofone ist geringer als die Zeitspanne von 50 Jahren vermuten lässt. So ist nicht verwunderlich, dass selbst Röhrenmikrofone, wie die Typen Neumann M49 und U67, heute noch oder wieder unverändert produziert werden.

Wie Vieles in der Tonstudiotechnik hat sich nicht die Qualität sondern die Betriebssicherheit, der Komfort, die Größe, der Preis und die Quantität geändert. Messtechnisch mögen heutige Mikrophon linearer im Frequenzgang und rauschärmer sein, letztendlich ist aber der klangliche Eindruck der fertigen Aufnahme zu beurteilen. Das vom Hörer wahrgenommene Rauschen beruht meist auf ganz anderen Faktoren: Klimaanlagen, Außengeräuschen, Heizungen und  bei Liveaufnahmen dem Publikum. Diese Störquellen sind in keinem Datenblatt ablesbar. Hält man diese Störquellen konsequent gering, wie es die Kollegen damals mit viel Sorgfalt getan haben, klingen die Aufnahmen außerordentlich sauber.

Tonmeister Günter Hermanns [1] Im Regieraum der Symphony Hall Boston, Februar 1971. © EBS

Mischpulte: Röhre versus Transistor
Die damals verwendeten Mischpulte hatten eine geringere Anzahl an Mikrofoneingängen. Bis heute hat sich – abgesehen von dem grundsätzlichen Umstieg auf die Digitaltechnik – eher die Anzahl der Kanäle vergrößert als die Qualität der einzelnen Komponenten. Werden entsprechend weniger Mikrofone verwendet, müssen diese in der Regel in einem etwas weiteren Abstand zu den Instrumenten aufgestellt werden. Das ist klanglich häufig sogar reizvoll, geht aber auf Kosten der Möglichkeit, jedes Instrument oder Stimme individuell am Mischpult uneingeschränkt zu manipulieren.

Früher als bei den Mikrofonen erfolgte im Mischpultbau der Umstieg von Röhren- auf Transistortechnik. Ausschlaggebend war auch hier weniger die Klangqualität, als vielmehr die Anforderung der neu eingeführten Quadrophonie an Mischpulte in 4-Spur-Technik. Die ersten quadrophonischen Aufnahmen wurden noch mit dem von der Deutschen Grammophon 1960 entwickelten 18-kanaligen Stereo-Röhrenmischpult produziert. Abgelöst wurde es 1971 von einem 23-kanaligen Transistormischpult, das speziell für die Quadrofonie ausgelegt wurde. Es wurde „Boston-Pult“ genannt, da es in der dortigen Symphony Hall zum ersten Mal zum Einsatz kam. 1974 folgte schon der „PolyGram Modul Mixer“. Dieser war eine Gemeinschaftsentwicklung der DG und Philips bei der PolyGram und wurde in Baarn gebaut. Es war ebenso für die Quadrophonie konstruiert, die Kanalanzahl konnte jedoch durch die modulare Bauweise fast beliebig erweitert werden. Dieses Pult war bis zur Einführung digitaler Mischpulte 1992 im Einsatz. Die Mischpulte weisen zu heutigen modernen analogen Mischpulten vergleichbare Funktionen auf und tragen maßgeblich zu der überragenden Klangqualität der damaligen Aufnahmen bei.

Herbert von Karajan und Aufnahmeleiter Hans Weber [2] in der Berliner Jesus-Christus-Kirche. © EBS

Mobil versus stationär
Aufnahmen klassischer Orchesterwerke benötigen Konzertsäle mit passender Akustik. Da digitale Nachverhallungssysteme - wie heute bei Aufnahmen meist üblich –  damals nicht zur Verfügung standen, spielte die Original-Akustik der Säle eine größere Rolle als heute. So ist es kein Wunder, dass die meisten Aufnahmen dieser Zeit auch in Sälen mit guter Akustik durchgeführt wurden. In drei dieser legendären Räumen, dem Münchner Herkulessaal, der Bostoner Symphony Hall und der Berliner Jesus-Christus-Kirche wurden so viele Aufnahmen durchgeführt, dass die DGG fest eingerichtete Regieräume betrieb. Aufnahmen in anderen Sälen wurden mit mobilem Equipment durchgeführt, welches sich aber prinzipiell nicht von den festen Installationen unterschied. Interessant ist hier speziell die Wahl der Jesus-Christus-Kirche, die trotz hohen logistischen Aufwands für die Berliner Philharmoniker für Aufnahmen gewählt wurde, obwohl mit der Philharmonie eine sehr gute Alternative bestand. Die Akustik der Kirche ist häufig gerühmt worden. Die oft beschriebene Erklärung, dass die relativ kurze Nachhallzeit in den Tiefen für den guten Klang entscheidend sei, stellt nur die halbe Wahrheit dar, denn dieser „Mangel“ im Tieftonbereich wurde durch die Tonmeister häufig mit Hilfe eines Entzerrers ausgeglichen. Entscheidend scheint wohl eher, dass die Akustik eine sehr gute Transparenz des Klangbildes ermöglicht und so auch große Orchesteraufnahmen mit sehr wenigen Mikrophonen realisierbar sind.

Tontechniker Jobst Eberhardt, Hanna Schwarz, Leonard Bernstein, Tontechniker Volker Martin, Aufnahmeleiter Hans Weber, John McClure und Tonmeister Klaus Scheibe [3] in Wien. © Sammlung Weber

Mischung
Die Quadrophonie erforderte zwar eine Verdopplung der Mischpultausgänge, die heutige Praxis, jedes Mikrofon auf einer gesonderten Spur aufzuzeichnen, war damals aber nicht möglich. Die Mischung erfolgte direkt in 4-Spur-Technik. Das hatte eine große Auswirkung auf den Produktionsablauf. Da die fertige quadrophonische Mischung direkt während der Aufnahme erfolgte, war eine nachträgliche Änderung nicht mehr möglich. Dementsprechend wurden die Aufnahmetakes vom Dirigenten und den Orchestermusikern während der Produktion ständig abgehört, die Balance überprüft, Änderungen diskutiert, anschließend wieder geprobt und gegebenenfalls neu aufgenommen. Wollte man beispielsweise eine Nebenstimme der zweiten Oboe deutlicher hervortreten lassen, musste das „vor dem Mikrofon“ passieren. Der heutige Slogan; „We‘ll fix it in the mix“ war unbekannt. Es macht aber einen klanglichen Unterschied, ob die zweite Oboe nachträglich in der Postproduktion angehoben wird, oder ob sie direkt bei der Aufnahme lauter spielt. Gerade bei diesen Abhörsessions stellte sich dann eventuell heraus, dass nicht die Oboe lauter sondern alle anderen leiser spielen sollen. Genau darin, dass man sich weniger auf die Postproduktion verließ, liegt der klangliche Vorteil der damaligen Aufnahmen.

Tonmeister Hans-Peter Schweigmann [4], Aufnahmeleiter Werner Mayer [5] und Edith Mathis am neuen PolyGram Modul-Mixer während einer Aufnahme in München 1974. © EBS

Aufzeichnung
Die Quadrophonie erforderte Bandmaschinen mit vier separaten Tonspuren. Die DG verwendete Telefunken M15, Studer A-80 und in Boston Ampex-Maschinen. Klangbeeinflussend war aber eher das verwendete Magnetband. Der Dynamikbereich von Tonbändern ist kleiner als bei heutigen digitalen Aufzeichnungsgeräten. Bei niedrigem Pegel wird das Bandrauschen störend, bei hohen Pegel der Sättigungseffekt und Verzerrungen. Die „Kunst“ der Tontechniker lag darin, durch genaues Einmessen auf den jeweiligen Bandtypen und optimale Aussteuerung die technischen Limitierungen so geschickt wie möglich unhörbar zu gestalten. Dabei wurden die Eigenschaften des menschlichen Ohres, dessen Wahrnehmung bei unterschiedlichen Frequenz und Lautstärke verschieden ist, berücksichtigt. Messtechnisch hat das Band schlechtere Werte als heutige digitale Aufzeichnungsgeräte, gehörmäßig fällt der Unterschied geringer aus, als die Messwerte es vermuten lassen.

Tontechniker Wolf-Dieter Karwatky, Tonmeister Klaus Hiemann [6], Seiji Ozawa und Aufnahmeleiter Rainer Brock [7] in Boston 1978. © DG

Rauschunterdrückung
Mit dem Entschluss quadrophonische Master zu produzieren, stellte sich die Frage, wie man das Format Stereo weiterhin bedient. Theoretisch hätte man bei der Aufnahme auch parallel ein Stereo-Tonband mitlaufen lassen können. Dann hätte man später den Schnitt doppelt, sowohl mit dem 4-Spur als auch dem 2-Spur-Band, durchführen müssen. Praktikabler war die Erstellung einer Abmischkopie. Hierbei wird das 4-Spur-Master nachträglich auf Stereo heruntergemischt. Das bedeutete eine zusätzliche Bandkopie, die bei einer rein stereophonen Aufnahmen nicht nötig wäre. Jede Bandkopie bedeutet jedoch zusätzliches Rauschen, was zu vermeiden galt. Deshalb wurden zeitgleich mit der Quadrophonie alle Bandmaschinen mit dem Dolby-Rauschunterdrückungssystem ausgestattet. Vereinfacht ausgedrückt wird dabei die Wahrnehmung des menschlichen Ohrs geschickt genutzt. Bei hohen Pegel überdeckt die Musik jedes Bandrauschen, nicht jedoch bei leisen Passagen. Das Dolby-System versucht daher, frequenzabhängig den Abstand des Nutzsignals zum Grundrauschen auf dem Band immer groß zu halten. Dementsprechend verstärkt der Aufnahme-Dolby bei leisen Stellen den Aufnahmepegel, nicht jedoch bei lauten Passagen. So wird die Dynamik auf dem Band stark eingeengt. Beim Abspielen des Bandes arbeitet der Wiedergabe-Dolby spiegelverkehrt. Die bei der Aufnahme angehobenen Passagen werden wieder auf die ursprüngliche Dynamik abgesenkt. Das Rauschen wird nun an leisen Passagen mitabgesenkt und fällt so unter die Wahrnehmungsschwelle. Jede Technik hat Vor- und Nachteile, so auch das Dolby-System. Ein möglicher Nachteil ist, dass bei nicht exaktem Einmessen Fehler in der Dynamik und dem Einschwingverhalten auftreten können. Deshalb wurde später, als noch rauschärmere Bänder auf den Markt kamen, auf das Dolby-System teilweise wieder verzichtet.

Tontechniker Jürgen Bulgrin, Tonmeister Klaus Scheibe, Eugen Jochum und Aufnahmeleiter Günther Breest[8].  © EBS​​​​​​​

Der Schnitt
Zur Zeit der Quadroaufnahmen stand nur eine eingeschränkte Technik des Tonschnitts mit Schere und Kleber zur Verfügung. Hierbei wird das Band an entsprechenden Stellen durchgeschnitten und, nach Auswahl der musikalisch besten Takes, mit Hilfe eines Klebestreifens auf der Rückseite des Bandes neu zusammengeklebt. Allerdings sind die Möglichkeiten, dass ein analoger Bandschnitt „unhörbar“ ist, begrenzt. Nicht an jeder Stelle wird ein Schnitt gelingen. Auch muss der Pegel absolut stimmen, sonst kommt es zu hörbaren Lautheitssprüngen. Die Aufnahmeleiter und Tonmeister entwickelten damals ein gutes Gefühl, direkt bei der Aufnahme mögliche Band-Schnitte gleich mitzudenken. In der Konsequenz wurden so häufig längere Passagen am Stück produziert.

Heute hört man von Dirigenten und Musikern häufig die Meinung, dass sie aus Gründen der Spannung Live-Aufnahmen den Studio-Aufnahmen vorziehen. Ehrlicherweise sollte man aber hinzufügen, dass Dirigenten und Musiker heute auch sehr genaue Kenntnis über die fast unbegrenzten digitalen Schnittmöglichkeiten haben und der Begriff „Live-Aufnahme“ in der Regel bedeutet, dass diese Aufnahmen ein Zusammenschnitt mehrere Konzerte, Proben und Retakesitzungen sind. Dank modernster Digitaltechnik lassen heute an fast jeder beliebigen Stelle Schnitte ausführen, selbst wenn Pegel, Tempo, Tonhöhe, Phrasierung und Akustik verschieden sein sollten. Das ist mit der analogen Bandtechnik undenkbar. Bei den „alten“ Studioaufnahmen wussten die Dirigenten und Musiker, dass später nicht an jeder Stelle ein Tonschnitt möglich ist. Entsprechend groß war die „Spannung“ auch bei der Studio-Aufnahme.

Hermann R. Franz [9], Peter K. Burkowitz [10], Hans Weber und Leonard Bernstein im Recording Centre Hannover-Langenhagen .  © EBS

Karajan versus Kleiber
Seit der Einführung des Magnetonbands kann der Schnitt als Gestaltungsmittel bei einer Schallplattenaufnahme genutzt werden. Anders als beim Film, wo der Bild-Schnitt für den Betrachter stets sichtbar bleibt, muss der Tonschnitt vollkommen unhörbar sein und so wirken, als ob die Künstler in einem Guss spielen. Jeder hörbare Schnitt würde den Zuhörer irritieren und als Fehler wahrgenommen werden.

Auf der einen Seite sollen Tonschnitte den Anspruch befriedigen, eine makellose Darbietung zu erzielen. Anders als ein Konzert, ist eine Schallplatte über Jahrzehnte reproduzierbar. Kleine Fehler, die im Konzert kaum auffallen, möchte keiner der Nachwelt übermitteln. Andererseits besteht bei einer Studioproduktion die Möglichkeit, jederzeit zu unterbrechen, sich über die Qualität des schon Aufgenommene zu vergewissern um dann weiter an der Darbietung zu „feilen“. Dabei ergeben sich in der Arbeitsweise durchaus Unterschiede zwischen den Interpreten, die auch anhand der Originalbänder und deren sichtbaren Klebestellen ablesbar sind. Bei Herbert von Karajans legendärer Einspielung von „Tod und Verklärung“ und den vier letzten Liedern von Richard Strauss zählt man insgesamt „nur“ 13 Schnitte, allerdings sind bei der Sinfonischen Dichtung ganze vier, nicht zusammenhängende Aufnahmetage, im Protokoll vermerkt. Art und Weise der verwendeten Bandchargen und Kleber weisen auf einen längeren Produktionszeitraum hin. Karajan hat wohl hier ganze Passagen mehrmals neu aufgenommen und in das bestehende Master einsetzen lassen. Diesen Luxus, die Aufnahme eines Werkes notfalls so lange zu wiederholen bis das Ergebnis zufriedenstellend war, konnte sich Karajan leisten. Auch bei Kleibers Aufnahme der 7. Sinfonie von Beethoven ist eine zusätzliche Aufnahmesitzung nach erfolgtem Bandschnitt eingeschoben worden. Man sieht aber eine ganz andere Arbeitsweise. Hier ist anhand der Klebestellen erkennbar, wie unerbittlich er bei einigen Stellen um die „richtige“ Lösung gerungen haben muss. So sind hier über 120 Klebestellen sichtbar. Diese sind ganz unterschiedlich stark auf spezielle Passagen konzentriert. Viele dieser Schnitte stellen auch nur Versuche dar. Ein Band, einmal durchgeschnitten, bleibt getrennt. Möchte man den Schnitt rückgängig machen, weil das Ergebnis noch nicht perfekt ist, muss man das Band auch wieder zusammenkleben. Die Tatsache, dass viele Schnitte so lange probiert wurden, bis die „richtige“ Stelle perfekt getroffen wurde, zeigt Kleibers Anspruch und Herangehensweise an seine Schallplattenaufnahmen.

Tontechniker Klaus Behrens, Aufnahmeleiter Cord Garben [11] und Tonmeister Heinz Wildhagen [12] im UFA-Tonstudio Berlin-Tempelhof, August 1970. ©  privat

Die Macher
So interessant die Betrachtung der einzelnen technischen Geräte sein mag, entscheidend für die Qualität ist deren Anwendung in der kompletten Aufnahmekette. Und hier tritt der Faktor Mensch klangbestimmend hinzu. Genauso, wie sich der Klang zweier Orchester voneinander unterscheidet, „klingen“ Aufnahmen zweier Aufnahmeleiter oder Tonmeister im Detail verschieden. Auch Aufnahmen unterschiedlicher Labels – unabhängig der Personen - weisen Unterschiede auf. So lohnt sich ein Blick auf die Organisation der Aufnahmeteams bei der Deutschen Grammophon Gesellschaft in den 1970er Jahren.

Als Folge weltpolitischer, wie firmenspezifischer Entscheidungen der großen drei Unternehmerpersönlichkeiten Joseph Berliner, Bruno Borchardt und Ernst von Siemens, fanden sich die Mitglieder der Aufnahmeteams um 1970 an zwei Standorten und in unterschiedlichen organisatorischen Einheiten beheimatet wieder. Die musikalischen Aufnahmeleiter waren bei der Deutschen Grammophon unter ihrem damaligen Präsidenten Kurt Kinkele angestellt. Das in Hamburg ansässige Label organisierte alle künstlerischen Belange mit Dirigenten, Orchester und Solisten, um Werbung und Vertrieb der Schallplatten. Die Tonmeister und Tontechniker hingegen operierten von  Hannover aus und waren letztendlich Peter Burkowitz, dem Vorstand der sich zur PolyGram formierenden Gruppe, unterstellt. In den Studios wurden die Aufnahmeapparaturen zusammengestellt, die Originale nach der Rückkehr von den Aufnahmen erstellt und die Schallplatten gepresst.

Diese firmenspezifische Zweiteilung hatte Konsequenzen. Der künstlerische Aufnahmeleiter und der Tonmeister arbeiteten relativ gleichberechtigt und teamorientiert, da keiner dem Anderen in der Firmenhierarchie unterstellt war. Gleichzeitig konzentrierte sich „Hamburg“ um langfristige künstlerische Perspektiven, „Hannover“ um technische. Nur so ist zu erklären, dass ein Projekt wie die Quadrophonie so lange verfolgt werden konnte, ohne dass konkrete Produkte für den Markt entstanden. Peter Burkowitz, selbst Toningenieur, Erfinder und Konstrukteur von Mischpulten, konnte über Jahre seine Vorgesetzten von den Perspektiven zukunftsträchtiger Investitionen überzeugen. Kinkele andererseits hatte freie Hand, mit den größten Interpreten langfristige Zusammenarbeit zu vereinbaren und musste sich nicht mit technischen Fragen beschäftigen.

Bei den Aufnahmeleitern wie auch den Tonmeistern zeichnete sich in diesem Jahrzehnt ein Wandel ab. Hatten die musikalischen Aufnahmeleiter wie Hans Weber und Rainer Brock aus alter DG-Tradition eine Ausbildung als Kapellmeister und die Ingenieure wie Günter Hermanns und Hans-Peter Schweigmann die der Elektrotechnik durchlaufen, so änderte sich das nun. Jüngere, an der Musikhochschule in Detmold ausgebildete Tonmeister wurden eingestellt. Der Studiengang Tonmeister wurde von Erich Thienhaus, selbst Aufnahmeleiter und Toningenieur bei der Deutschen Grammophon, nach dem zweiten Weltkrieg in Detmold weltweit erstmals ins Leben gerufen und  bildete Generationen von Tonmeistern wie Heinz Wildhagen, Klaus Scheibe, Günther Breest, Klaus Hiemann, Karl-August Naegler und Wolfgang Mitlehner, die später sowohl in Hamburg als Aufnahmeleiter, wie in Hannover als Tonmeister arbeiteten, aus.  

Einem Hinweis Peter Burkowitz folgend, schloss Kurt Kinkele 1969 einen exklusiven Schallplattenvertrag mit dem Boston Symphony Orchestra ab. Zur Unterstützung dieser Produktionen wurde der New Yorker Produzent Thomas Mowrey eingestellt. Mowrey kam schon in seiner Ausbildung mit der Quadrophonie in Berührung. So ist es nicht verwunderlich, dass in Boston die Quadrophonie bei der DG zum ersten Mal angewendet wurde.

Gernot Westhäuser, Joachim Niss und Aufnahmeleiter Thomas Mowrey [13] im Regieraum in Boston. ©  DG

Quadrophonie damals und heute
Der Entschluss der DG, ab 1970 im quadrophonischem Format zu produzieren, war in jeder Hinsicht eine Investition in die Zukunft, denn die Frage, wie der Konsument das Produkt zuhause hören kann, war anfänglich vollkommen offen. Für den Tonträger Schallplatte konkurrierten unterschiedliche Systeme mit jeweils eigenen Verstärkern und Decodern für den Heimbereich, die jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile mit sich brachten. Die Deutsche Grammophon setzte aus Gründen der Klangqualität bis 1974 auf das von JVC entwickelte CD4-Format. Es bot, als großen Vorteil gegenüber anderen Lösungen, vier diskrete Kanäle. Aber die Herausforderungen waren immens. Um die Signale für vier unabhängige Kanäle in einer einzigen Rille der Schallplatte schneiden und später auch abtasten zu können, mussten die hinteren Kanäle mittels Frequenzmodulation – ähnlich wie beim UKW Rundfunk - in den unhörbaren Bereich über 20.000 Hz transferiert werden. Dieser Bereich ist allerdings bei der Schallplatte nur eingeschränkt nutzbar und führt zu qualitativen Abstrichen. Auch sind mit CD4 produzierte LPs nicht stereo-kompatibel. Spielt man sie auf einem „normalen“ Plattenspieler ohne CD4-Verstärker ab, erklingen nur die vorderen Kanäle, was den Klang viel zu „trocken“ wirken lässt. Letztendlich war die Summe aller Hindernisse zu groß und die DG sah von einer Markteinführung ab.

Das bedeutete nicht das Ende der 4-Spur-Technik im Aufnahmebetrieb - ganz im Gegenteil. Zum einen war man vom klanglichen Mehrwert überzeugt und hoffte auf zukünftige Lösungen für den Konsumenten und erstellte weiterhin quadrophonische Master. Zum anderen bot die Mehrspurtechnik den Vorteil eines nachträglichen Eingreifens in die Balance. Dieser Aspekt führte schon 1972 zu einer Erweiterung auch auf acht Spuren. Auch hier wurde – gemäß der DG-Philosophie – das 8-Spur-Band geschnitten. Von diesen Originalen wurden dann sowohl 4-Spur-Quadro-Master sowie Stereo-Versionen erstellt.

Erst die SACD bot für die DG um das Jahr 2000 die Chance, die 30 Jahre zuvor produzierten quadrophonischen Master auf dem 5.1 Surround-Format zu veröffentlichen. Diese Möglichkeit hat heute durch das Dolby-Atmos-Format eine zusätzliche Erweiterung gefunden.

Mit der Ablösung der LP durch die CD stellte sich die Frage, welche Quelle man für die Überspielung heranziehen sollte. Häufig wurden die 2-Spur-Abmischungen herangezogen, schnell wurde aber klar, dass Remasterings von den 4-, 8- und 16-Spur-Originalen zu weit besseren klanglichen Resultaten führen. So entstanden beispielsweise mit der Original-Serie Neuabmischungen auf CD, allerdings damals nur in 16bit und 44,1 kHz.

Mit der Einführung der SACD im Jahr 1999, die sich bis heute in Japan großer Beliebtheit erfreut, führen die Emil Berliner Studios High-Resolution-Remasterings in 192 kHz/24 bit durch, bei denen grundsätzlich auf die Originale zurückgreifen wird. Auch bei allen Dolby-Atmos-Projekten, die auf analoge Quellen zurückgreifen, erstellen die Emil Berliner Studios hochauflösende Stereo-Versionen.

DG-Geschäftsführer Hans-Werner Steinhausen [14], PPI-Geschäftsführer Coen Solleveld und DG-Präsident Kurt Kinkele im Gespräch. ©  privat

Die Original Source Serie

50 Jahre Auseinandersetzung mit den analogen Mehrspur-Archiv führte zu diesem ganz besonderen Vinyl Projekt, bei dem erstmals direkt, ohne Umweg über einen analogen oder digitalen Zwischenschritt, direkt von den Mehrspur-Originalen die Schallplatte geschnitten werden.   

Pressetext zur Original Source Series 2023 von Sidney C. Mayer und Rainer Maillard

»Manchmal müssen viele Jahre ins Land gehen, bevor alte Schätze wiederentdeckt werden. Zu ihrem 125. Firmengeburtstag veröffentlicht die Deutsche Grammophon Gesellschaft eine Reihe legendärer Aufnahmen aus den 1970er-Jahren, die jetzt erstmals direkt von den 1/2-Zoll-4-Spur-Originalbändern geschnitten werden statt von den Abmischungen auf 1/4-Zoll-Stereo-Bändern. Das Ergebnis entspricht höchsten, audiophilen Maßstäben und bietet den Hörerinnen und Hörern die Chance, dieses Repertoire in bisher nicht dagewesener Klangqualität zu genießen.

Um den Hintergrund dieser bemerkenswerten Reihe besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die technische Entwicklungen bei der Deutsche Grammophon. Schon 1970 fiel der Startschuss für die Quadrophonie, ein Verfahern um die räumliche Wiedergabe zu erweitern. Das Format war ein 4-Spur analoges Band mit Kanälen für links, rechts, vorne und hinten. Nach Abschluss der Aufnahmen wurden die 4-Spur-Bänder am DG-Sitz in Hannover geschnitten, wobei die gewünschten, besten Takes mit Schere und Klebeband zu einem Original  zusammengefügt wurden.

Für die Endverbraucher gab es damals allerdings keine Geräte zum Abspielen quadrophonischer Aufnahmen. Die Deutsche Grammophon produzierte vorerst für die Zukunft. Selbstverständlich wurden diese Aufnahmen als normale Stereo-LP veröffentlicht. Dafür fertigten die Techniker eine Stereo-Abmischung vom 4-Spur-Original an. Für den internationalen Vertrieb wurden hiervon weitere Kopien gezogen und in die ganze Welt zur Plattenproduktion in den jeweiligen Ländern verschickt.

Eine Bandkopie kann nie so gut klingen wie das Originalband. So entstand die Idee, direkt von den 4-Spur-Originalen - statt den 2-Spur-Kopien – den Lackfolienschnitt durchzuführen, und so ein Produkt höchster Qualität zu fertigen. Das Ergebnis klingt sensationell – dank der hervorragenden Arbeit der damaligen Aufnahmeteams und der verwendeten analogen Aufnahmetechnik.

Dabei sind zwei technische Aspekte zu berücksichtigen. Zum einen ist das 4-Spur-Band doppelt so breit, wie das übliche 2-Spur-Band. Daher benötigen wir eine 4-Spur  Bandmaschine, die in der Lage ist,  auch das sogenannte »Preview«-Signal wiederzugeben. Nur so ist es der Schneidanlage möglich, eine optimale Rille zu schneiden. Wir haben unsere Bandmaschine  zu diesem Zweck umgebaut, sie ist wohl derzeit die weltweit einzige dieser Art. Zum anderen mussten wir die vorderen und hinteren Kanäle in Echtzeit auf Stereo zusammenmischen. Speziell für dieses Projekt entwickelten die Emil Berliner Studios ein  passives Mischpult, welches,  ohne dem Signal zusätzliches Rauschen hinzuzufügen, höchstmögliche Audioqualität liefert.

Die Original Source Series bedeutet: keine Verwendung von Bandkopien, keine unnötigen Geräte im Signalweg und alles ohne Einsatz digitaler Klangbearbeitung. Einen direkteren Weg vom Originalband zum Schneidkopf gibt es nicht.

Im Vergleich zu den ursprünglichen Alben sind die Klangvorzüge der neuen Serie sofort hörbar: größere Klarheit, mehr Details und ein besserer Frequenzgang. Weniger Rauschen, weniger Verzerrungen, weniger Kompression. Viel Freude beim Hören!«

»Manchmal müssen viele Jahre ins Land gehen, bevor alte Schätze wiederentdeckt werden. Zu ihrem 125. Firmengeburtstag veröffentlicht die Deutsche Grammophon Gesellschaft eine Reihe legendärer Aufnahmen aus den 1970er-Jahren, die jetzt erstmals direkt von den 1/2-Zoll-4-Spur-Originalbändern geschnitten werden statt von den Abmischungen auf 1/4-Zoll-Stereo-Bändern. Das Ergebnis entspricht höchsten, audiophilen Maßstäben und bietet den Hörerinnen und Hörern die Chance, dieses Repertoire in bisher nicht dagewesener Klangqualität zu genießen.

Um den Hintergrund dieser bemerkenswerten Reihe besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die technische Entwicklungen bei der Deutsche Grammophon. Schon 1970 fiel der Startschuss für die Quadrophonie, ein Verfahern um die räumliche Wiedergabe zu erweitern. Das Format war ein 4-Spur analoges Band mit Kanälen für links, rechts, vorne und hinten. Nach Abschluss der Aufnahmen wurden die 4-Spur-Bänder am DG-Sitz in Hannover geschnitten, wobei die gewünschten, besten Takes mit Schere und Klebeband zu einem Original  zusammengefügt wurden.

Für die Endverbraucher gab es damals allerdings keine Geräte zum Abspielen quadrophonischer Aufnahmen. Die Deutsche Grammophon produzierte vorerst für die Zukunft. Selbstverständlich wurden diese Aufnahmen als normale Stereo-LP veröffentlicht. Dafür fertigten die Techniker eine Stereo-Abmischung vom 4-Spur-Original an. Für den internationalen Vertrieb wurden hiervon weitere Kopien gezogen und in die ganze Welt zur Plattenproduktion in den jeweiligen Ländern verschickt.

Eine Bandkopie kann nie so gut klingen wie das Originalband. So entstand die Idee, direkt von den 4-Spur-Originalen - statt den 2-Spur-Kopien – den Lackfolienschnitt durchzuführen, und so ein Produkt höchster Qualität zu fertigen. Das Ergebnis klingt sensationell – dank der hervorragenden Arbeit der damaligen Aufnahmeteams und der verwendeten analogen Aufnahmetechnik.

Dabei sind zwei technische Aspekte zu berücksichtigen. Zum einen ist das 4-Spur-Band doppelt so breit, wie das übliche 2-Spur-Band. Daher benötigen wir eine 4-Spur  Bandmaschine, die in der Lage ist,  auch das sogenannte »Preview«-Signal wiederzugeben. Nur so ist es der Schneidanlage möglich, eine optimale Rille zu schneiden. Wir haben unsere Bandmaschine  zu diesem Zweck umgebaut, sie ist wohl derzeit die weltweit einzige dieser Art. Zum anderen mussten wir die vorderen und hinteren Kanäle in Echtzeit auf Stereo zusammenmischen. Speziell für dieses Projekt entwickelten die Emil Berliner Studios ein  passives Mischpult, welches,  ohne dem Signal zusätzliches Rauschen hinzuzufügen, höchstmögliche Audioqualität liefert.

Die Original Source Series bedeutet: keine Verwendung von Bandkopien, keine unnötigen Geräte im Signalweg und alles ohne Einsatz digitaler Klangbearbeitung. Einen direkteren Weg vom Originalband zum Schneidkopf gibt es nicht.

Im Vergleich zu den ursprünglichen Alben sind die Klangvorzüge der neuen Serie sofort hörbar: größere Klarheit, mehr Details und ein besserer Frequenzgang. Weniger Rauschen, weniger Verzerrungen, weniger Kompression. Viel Freude beim Hören!«

»Manchmal müssen viele Jahre ins Land gehen, bevor alte Schätze wiederentdeckt werden. Zu ihrem 125. Firmengeburtstag veröffentlicht die Deutsche Grammophon Gesellschaft eine Reihe legendärer Aufnahmen aus den 1970er-Jahren, die jetzt erstmals direkt von den 1/2-Zoll-4-Spur-Originalbändern geschnitten werden statt von den Abmischungen auf 1/4-Zoll-Stereo-Bändern. Das Ergebnis entspricht höchsten, audiophilen Maßstäben und bietet den Hörerinnen und Hörern die Chance, dieses Repertoire in bisher nicht dagewesener Klangqualität zu genießen.

Um den Hintergrund dieser bemerkenswerten Reihe besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die technische Entwicklungen bei der Deutsche Grammophon. Schon 1970 fiel der Startschuss für die Quadrophonie, ein Verfahern um die räumliche Wiedergabe zu erweitern. Das Format war ein 4-Spur analoges Band mit Kanälen für links, rechts, vorne und hinten. Nach Abschluss der Aufnahmen wurden die 4-Spur-Bänder am DG-Sitz in Hannover geschnitten, wobei die gewünschten, besten Takes mit Schere und Klebeband zu einem Original  zusammengefügt wurden.

Für die Endverbraucher gab es damals allerdings keine Geräte zum Abspielen quadrophonischer Aufnahmen. Die Deutsche Grammophon produzierte vorerst für die Zukunft. Selbstverständlich wurden diese Aufnahmen als normale Stereo-LP veröffentlicht. Dafür fertigten die Techniker eine Stereo-Abmischung vom 4-Spur-Original an. Für den internationalen Vertrieb wurden hiervon weitere Kopien gezogen und in die ganze Welt zur Plattenproduktion in den jeweiligen Ländern verschickt.

Eine Bandkopie kann nie so gut klingen wie das Originalband. So entstand die Idee, direkt von den 4-Spur-Originalen - statt den 2-Spur-Kopien – den Lackfolienschnitt durchzuführen, und so ein Produkt höchster Qualität zu fertigen. Das Ergebnis klingt sensationell – dank der hervorragenden Arbeit der damaligen Aufnahmeteams und der verwendeten analogen Aufnahmetechnik.

Dabei sind zwei technische Aspekte zu berücksichtigen. Zum einen ist das 4-Spur-Band doppelt so breit, wie das übliche 2-Spur-Band. Daher benötigen wir eine 4-Spur  Bandmaschine, die in der Lage ist,  auch das sogenannte »Preview«-Signal wiederzugeben. Nur so ist es der Schneidanlage möglich, eine optimale Rille zu schneiden. Wir haben unsere Bandmaschine  zu diesem Zweck umgebaut, sie ist wohl derzeit die weltweit einzige dieser Art. Zum anderen mussten wir die vorderen und hinteren Kanäle in Echtzeit auf Stereo zusammenmischen. Speziell für dieses Projekt entwickelten die Emil Berliner Studios ein  passives Mischpult, welches,  ohne dem Signal zusätzliches Rauschen hinzuzufügen, höchstmögliche Audioqualität liefert.

Die Original Source Series bedeutet: keine Verwendung von Bandkopien, keine unnötigen Geräte im Signalweg und alles ohne Einsatz digitaler Klangbearbeitung. Einen direkteren Weg vom Originalband zum Schneidkopf gibt es nicht.

Im Vergleich zu den ursprünglichen Alben sind die Klangvorzüge der neuen Serie sofort hörbar: größere Klarheit, mehr Details und ein besserer Frequenzgang. Weniger Rauschen, weniger Verzerrungen, weniger Kompression. Viel Freude beim Hören!«

Technische Hintergrund Informationen zur Original Source Series von Sidney C. Meyer und Rainer Maillard

Bänder

Dass die annähernd 50 Jahre alten Original-Bänder heute noch tadellos abspielbar sind, ist eher die Ausnahme, als die Regel. Dazu leisten mehrere Faktoren ihren Beitrag: Das von der DGG verwendete Bandmaterial AGFA PER 525, BASF SPR50-LH & Scotch 202 ist von hervorragender Qualität und weist – im Gegensatz zu einigen anderen Bandsorten – keinerlei Zersetzungserscheinungen auf. Außerdem wurde immer auf eine optimale Archivlagerung geachtet. Dank der hohen Aussteuerung der ½ Zoll Bänder, sind die nach CCIR-Norm und dem damals neu entwickelten Rauschunterdrückungssystem Dolby-A magnetisierten Bänder selbst nach heutigen Maßstäben sehr rausch- und verzerrungsarm.

Bandmaschine

Die hier verwendete Studer A-80 wurde ursprünglich noch im Aufnahmebetrieb des Recording Centers der DGG genutzt. Nach der Umstellung auf Digitaltechnik erfolgte ein erster Umbau der Bandmaschine für den Lackfolienschnitt. Die für das OSS –Projekt entscheidende Modifizierung erfolgte 2022 durch den Einbau neuer 4-Spur Tonköpfe und Wiedergabeverstärker für die zusätzlichen Preview- und Modulationskanäle.

Mischung & Mastering

Das für dieses Projekt notwendige Bindeglied zwischen 4-Kanal-Betrieb und Stereo-LP ist ein passiver Kanalmischer direkt vor der Eingansverstärkerstufe der äußerst selten gebaute Georg-Neumann SP79 Mastering-Einheit. Sie bereitet das Audiosignal für die Sachneidverstärker vor und bietet Einschleifmöglichkeiten für die extrem sparsam eingesetzten, analogen Effektgeräte.

Hallraum

Einige dieser Produktionen erfordern eine zusätzliche Verhallung. Das nachträgliche Hinzumischen eines künstlich erzeugten Nachhalls zu einer bestehenden Aufnahme ist kein neues Konzept: Es war bereits bei den ursprünglichen Mischungen in den 1970er Jahren üblich. Bei den Emil Berliner Studios kommt heute ein ca. 400 qm großer Hallraum zum Einsatz, der direkt mit dem Masteringpult SP79 verbunden ist. Der Einsatz einer weiteren Bandmaschine erlaubt es, mit Hilfe eines analogen Tape-Delays jede gewünschte Vorverzögerung zu erzeugen, wodurch derselbe Hallraum unterschiedlich groß klingen und so dem Repertoire individuell angepasst werden kann.

Schneidverstärker

Eine weitere Besonderheit sind die verwendeten, sehr leistungsfähigen Class-A Schneidverstärker Ortofon GO 741. Diese stammen noch aus der langjährigen, engen Zusammenarbeit zwischen der DGG und dem dänischen Hersteller und wurden eigens für den von der DGG verwendeten Neumann SX-74 Schneidkopf optimiert.

Schneidtisch

Die für die Überspielungen eingesetzte Neumann VMS 80 ist die letzte von der DGG genutzte Lackfolien-Schneidanlage. Die Erstveröffentlichungen wurden noch auf dem Vorgängermodell Neumann VMS 70 geschnitten. Anstelle der heute üblicherweise verwendeten Schneidstichel aus Saphir, kommt bei den Emil Berliner Studios ein Diamantstichel zum Einsatz. Die Härte des Diamanten erlaubt es, Facetten und Winkel feiner zu schleifen, was sich positiv auf die Rillengeometrie und somit auch die Klangqualität auswirkt. Zum Einsatz kommen Lackfolien des japanischen Hersteller MDC. Um die Gefahr der hier prinzipiell möglichen Pre- und Postechos auszuschließen, kommt beim Schnitt eine von der DGG in den 1980er Jahren noch mitentwickelte Preecho-Unterdrückung zum Einsatz. Ferner wurden die Folien direkt nach dem Schnitt per PKW Kurier in die Fabrik transportiert und sofort entwickelt. Eine Einengung der Stereobasis in den Tiefen, wie beim alternativen DMM-Schnitt prinzipiell nötig, kommt nicht zum Einsatz.

 

Bänder

Dass die annähernd 50 Jahre alten Original-Bänder heute noch tadellos abspielbar sind, ist eher die Ausnahme, als die Regel. Dazu leisten mehrere Faktoren ihren Beitrag: Das von der DGG verwendete Bandmaterial AGFA PER 525, BASF SPR50-LH & Scotch 202 ist von hervorragender Qualität und weist – im Gegensatz zu einigen anderen Bandsorten – keinerlei Zersetzungserscheinungen auf. Außerdem wurde immer auf eine optimale Archivlagerung geachtet. Dank der hohen Aussteuerung der ½ Zoll Bänder, sind die nach CCIR-Norm und dem damals neu entwickelten Rauschunterdrückungssystem Dolby-A magnetisierten Bänder selbst nach heutigen Maßstäben sehr rausch- und verzerrungsarm.

Bandmaschine

Die hier verwendete Studer A-80 wurde ursprünglich noch im Aufnahmebetrieb des Recording Centers der DGG genutzt. Nach der Umstellung auf Digitaltechnik erfolgte ein erster Umbau der Bandmaschine für den Lackfolienschnitt. Die für das OSS –Projekt entscheidende Modifizierung erfolgte 2022 durch den Einbau neuer 4-Spur Tonköpfe und Wiedergabeverstärker für die zusätzlichen Preview- und Modulationskanäle.

Mischung & Mastering

Das für dieses Projekt notwendige Bindeglied zwischen 4-Kanal-Betrieb und Stereo-LP ist ein passiver Kanalmischer direkt vor der Eingansverstärkerstufe der äußerst selten gebaute Georg-Neumann SP79 Mastering-Einheit. Sie bereitet das Audiosignal für die Sachneidverstärker vor und bietet Einschleifmöglichkeiten für die extrem sparsam eingesetzten, analogen Effektgeräte.

Hallraum

Einige dieser Produktionen erfordern eine zusätzliche Verhallung. Das nachträgliche Hinzumischen eines künstlich erzeugten Nachhalls zu einer bestehenden Aufnahme ist kein neues Konzept: Es war bereits bei den ursprünglichen Mischungen in den 1970er Jahren üblich. Bei den Emil Berliner Studios kommt heute ein ca. 400 qm großer Hallraum zum Einsatz, der direkt mit dem Masteringpult SP79 verbunden ist. Der Einsatz einer weiteren Bandmaschine erlaubt es, mit Hilfe eines analogen Tape-Delays jede gewünschte Vorverzögerung zu erzeugen, wodurch derselbe Hallraum unterschiedlich groß klingen und so dem Repertoire individuell angepasst werden kann.

Schneidverstärker

Eine weitere Besonderheit sind die verwendeten, sehr leistungsfähigen Class-A Schneidverstärker Ortofon GO 741. Diese stammen noch aus der langjährigen, engen Zusammenarbeit zwischen der DGG und dem dänischen Hersteller und wurden eigens für den von der DGG verwendeten Neumann SX-74 Schneidkopf optimiert.

Schneidtisch

Die für die Überspielungen eingesetzte Neumann VMS 80 ist die letzte von der DGG genutzte Lackfolien-Schneidanlage. Die Erstveröffentlichungen wurden noch auf dem Vorgängermodell Neumann VMS 70 geschnitten. Anstelle der heute üblicherweise verwendeten Schneidstichel aus Saphir, kommt bei den Emil Berliner Studios ein Diamantstichel zum Einsatz. Die Härte des Diamanten erlaubt es, Facetten und Winkel feiner zu schleifen, was sich positiv auf die Rillengeometrie und somit auch die Klangqualität auswirkt. Zum Einsatz kommen Lackfolien des japanischen Hersteller MDC. Um die Gefahr der hier prinzipiell möglichen Pre- und Postechos auszuschließen, kommt beim Schnitt eine von der DGG in den 1980er Jahren noch mitentwickelte Preecho-Unterdrückung zum Einsatz. Ferner wurden die Folien direkt nach dem Schnitt per PKW Kurier in die Fabrik transportiert und sofort entwickelt. Eine Einengung der Stereobasis in den Tiefen, wie beim alternativen DMM-Schnitt prinzipiell nötig, kommt nicht zum Einsatz.

 

Bänder

Dass die annähernd 50 Jahre alten Original-Bänder heute noch tadellos abspielbar sind, ist eher die Ausnahme, als die Regel. Dazu leisten mehrere Faktoren ihren Beitrag: Das von der DGG verwendete Bandmaterial AGFA PER 525, BASF SPR50-LH & Scotch 202 ist von hervorragender Qualität und weist – im Gegensatz zu einigen anderen Bandsorten – keinerlei Zersetzungserscheinungen auf. Außerdem wurde immer auf eine optimale Archivlagerung geachtet. Dank der hohen Aussteuerung der ½ Zoll Bänder, sind die nach CCIR-Norm und dem damals neu entwickelten Rauschunterdrückungssystem Dolby-A magnetisierten Bänder selbst nach heutigen Maßstäben sehr rausch- und verzerrungsarm.

Bandmaschine

Die hier verwendete Studer A-80 wurde ursprünglich noch im Aufnahmebetrieb des Recording Centers der DGG genutzt. Nach der Umstellung auf Digitaltechnik erfolgte ein erster Umbau der Bandmaschine für den Lackfolienschnitt. Die für das OSS –Projekt entscheidende Modifizierung erfolgte 2022 durch den Einbau neuer 4-Spur Tonköpfe und Wiedergabeverstärker für die zusätzlichen Preview- und Modulationskanäle.

Mischung & Mastering

Das für dieses Projekt notwendige Bindeglied zwischen 4-Kanal-Betrieb und Stereo-LP ist ein passiver Kanalmischer direkt vor der Eingansverstärkerstufe der äußerst selten gebaute Georg-Neumann SP79 Mastering-Einheit. Sie bereitet das Audiosignal für die Sachneidverstärker vor und bietet Einschleifmöglichkeiten für die extrem sparsam eingesetzten, analogen Effektgeräte.

Hallraum

Einige dieser Produktionen erfordern eine zusätzliche Verhallung. Das nachträgliche Hinzumischen eines künstlich erzeugten Nachhalls zu einer bestehenden Aufnahme ist kein neues Konzept: Es war bereits bei den ursprünglichen Mischungen in den 1970er Jahren üblich. Bei den Emil Berliner Studios kommt heute ein ca. 400 qm großer Hallraum zum Einsatz, der direkt mit dem Masteringpult SP79 verbunden ist. Der Einsatz einer weiteren Bandmaschine erlaubt es, mit Hilfe eines analogen Tape-Delays jede gewünschte Vorverzögerung zu erzeugen, wodurch derselbe Hallraum unterschiedlich groß klingen und so dem Repertoire individuell angepasst werden kann.

Schneidverstärker

Eine weitere Besonderheit sind die verwendeten, sehr leistungsfähigen Class-A Schneidverstärker Ortofon GO 741. Diese stammen noch aus der langjährigen, engen Zusammenarbeit zwischen der DGG und dem dänischen Hersteller und wurden eigens für den von der DGG verwendeten Neumann SX-74 Schneidkopf optimiert.

Schneidtisch

Die für die Überspielungen eingesetzte Neumann VMS 80 ist die letzte von der DGG genutzte Lackfolien-Schneidanlage. Die Erstveröffentlichungen wurden noch auf dem Vorgängermodell Neumann VMS 70 geschnitten. Anstelle der heute üblicherweise verwendeten Schneidstichel aus Saphir, kommt bei den Emil Berliner Studios ein Diamantstichel zum Einsatz. Die Härte des Diamanten erlaubt es, Facetten und Winkel feiner zu schleifen, was sich positiv auf die Rillengeometrie und somit auch die Klangqualität auswirkt. Zum Einsatz kommen Lackfolien des japanischen Hersteller MDC. Um die Gefahr der hier prinzipiell möglichen Pre- und Postechos auszuschließen, kommt beim Schnitt eine von der DGG in den 1980er Jahren noch mitentwickelte Preecho-Unterdrückung zum Einsatz. Ferner wurden die Folien direkt nach dem Schnitt per PKW Kurier in die Fabrik transportiert und sofort entwickelt. Eine Einengung der Stereobasis in den Tiefen, wie beim alternativen DMM-Schnitt prinzipiell nötig, kommt nicht zum Einsatz.

 

  1. [1] Günter Hermanns (1926-2006) wurde 1949 als Messtechniker in der Werkstatt des elektroakustischen Labors der DG eingestellt, wechselte jedoch schnell als Tontechniker, später als Tonmeister, in die Aufnahmeabteilung. Sein ausgeprägtes klangliches Empfinden machte ihn als Partner sowohl für die Aufnahmeleiter wie für die Künstler unverzichtbar. Besonders seine über Jahrzehnte währende Zusammenarbeit mit Herbert von Karajan führte zu unzähligen legendären Aufnahmen.
  2. [2] Hans Weber (1930-2020) kam nach seinem Kapellmeisterstudium (Prof. Schmidt-Isserstedt) 1957 zur DG und startete seine Kariere als Aufnahmeleiter mit dem Dirigenten Ferenc Fricsay in Berlin. Er arbeitete unter anderem mit Sviatoslav Richter, Herbert von Karajan, Carlos Kleiber, Leonard Bernstein und Carlo Maria Giulini und hat bis 1995 wie kein Zweiter die Aufnahmen der DG in musikalisch-klanglicher Hinsicht geprägt. Seine Diskografie bei Discdogs umfasst mehr als 9000 Veröffentlichungen.
  3. [3] Klaus Scheibe (geb. 1936) begann 1961 als Absolvent der Tonmeisterausbildung in Detmold in der Qualitätskontrolle (Freigabe). Er wechselte bald als Tonmeister in die Aufnahmeabteilung und wirkte dort bis 1997. Scheibe arbeitete mit namhaften Künstler wie Carlos Kleiber, Emil Gilels, Daniel Barenboim und Leonard Bernstein. Zum Ende seiner Berufstätigkeit leitete er wieder die Freigabe und hat in dieser Funktion sowohl den „DG-Klang“ wie die nachfolgende Tonmeister-Generation maßgeblich geprägt.
  4. [4] Hans-Peter Schweigmann (geb. 1930) begann als ausgebildeter Rundfunkmechaniker 1951 bei der DG und wurde ein Jahr später als Tontechniker übernommen. 1955 machte er seine ersten Aufnahmen als Tonmeister und arbeite mit Künstlern wie Karl Böhm, Trevor Pinnock, Seiji Ozawa und Leonard Bernstein. Schweigmanns Klangsinn wurde von Musikern wie Kollegen gleichermaßen geschätzt. Seine Karriere startete mit Mono-Aufnahmen mit einem einzigen Mikrofon auf Magnetband und endete mit digitalen Mehrspur-Produktionen auf Harddisc-Recording-Systemen in 24-Bit-Technologie im Jahr 1995.
  5. [5] Werner Mayer war ausgebildeter Dirigent und arbeitet bei der DG als Aufnahmeleiter mit Dirigenten wie Karl Böhm, Carlos Kleiber und Pierre Boulez zusammen.
  6. [6] Klaus Hiemann legte an der Musikhochschule in Detmold das Tonmeister-Diplom ab und wurde 1970 bei der DG eingestellt. Bis 1998 arbeitete er bei unzähligen Produktionen mit Maurizio Pollini, Karl-Heinz Stockhausen, Giuseppe Sinopoli und Claudio Abbado zusammen. Hiemann war maßgeblich an der klanglichen und technischen Ausrichtung der Aufnahmeabteilung beteiligt. Er leitete die Special-Projects-Abteilung (u.a. binaurales Hören, Mikrofonentwicklung), initiierte die volldigitalen High-Resolution-Aufnahmen (Audio 4D) und konzeptionierte den Neubau des Emil-Berliner-Hauses, der Heimstädte der Aufnahme- und Masteringabteilung und des Archivs der DG in Hannover-Langenhagen.
  7. [7] Rainer Brock (1934 – 1986) studierte Komposition und Dirigieren in Wien und arbeitete zuerst als Dirigent, Arrangeur, Korrepetitor und Innenarchitekt. In dieser Funktion lernte er den Pianisten Géza Anda, der den Kontakt über Elsa Schiller zur DG herstellte, kennen. Ab 1964 führte Brock als Aufnahmeleiter Produktionen mit unter anderem Martha Argerich, Claudio Abbado und Seiji Ozawa durch.
  8. [8] Günther Breest (geb. 1940) studierte historische Tasteninstrumente in Frankfurt/Main und Tonmeister in Detmold. Er kam als Produzent und künstlerischer Aufnahmeleiter 1970 zur DG. Von 1976 bis 1989 stand Breest der A&R Abteilung der DG vor.
  9. [9] Hermann R. Franz war von 1978 bis 1983 maßgeblich an der Entwicklung der CD beteiligt. www.telepolis.de/features/Freude-schoener-Laserfunken-3409959.html
  10. [10] Peter K. Burkowitz (1920-2012) leitete von Hannover aus zwischen 1967 und 1983 alle Aufnahme- und Studioaktivitäten der Firmengruppe von der Deutschen Grammophon Gesellschaft, der Philips Phonographischen Industrie und nach Gründung der PolyGram auch die der DECCA. Im Laufe seiner beruflichen Karriere hat er sowohl als Tonmeister, Entwickler und Manager gearbeitet und zahlreiche Patente im Bereich der Aufnahmetechnik angemeldet. Er verantwortete die technische Einführung der analogen Mehrspurtechnik, den Bau von für die Quadrophonie geeigneten Mischpulten und den Umstieg auf die Digitaltechnik. 1979/1980 wurde Burkowitz der erste nicht-amerikanische Präsident der Audio Engineering Society.
  11. [11] Cord Garben ist Pianist und arbeitete als Produzent und Aufnahmeleiter hauptsächlich im Bereich Lied und Oper bei der DG. de.wikipedia.org/wiki/Cord_Garben
  12. [12] Heinz Wildhagen (1928 – 2014) kam als Absolvent der neugegründeten Tonmeisterausbildung in Detmold 1951 zur Deutschen Grammophon Gesellschaft. Er arbeitet auch in Personalunion als Aufnahmeleiter und Tonmeister für DG und dem Archiv-Label.
  13. [13] Thomas Mowrey (geb. 1941) arbeitete zwischen 1969 und 1976 als Produzent und Aufnahmeleiter der DG, hauptsächlich bei Aufnahmen für das Boston Symphony Orchestra, des Boston Pops Orchestra und des San Francisco Symphony Orchestra in den USA. Mowrey war ein Pionier für quadrophonischen Aufnahmen.
  14. [14] Hans-Werner Steinhausen (1906-1986) wechselt 1950 als technischer Leiter der Telefunkenplatte zu Deutschen Grammophon Gesellschaft. Dort ist er verantwortlich für die gesamte technische Entwicklung. In seine Zeit fällt die Einführung der Vinyl-Schallplatte, der Stereophonie und der Quadrophonie. Er ist maßgeblich für die weltweit anerkannte, hohe Qualität der Pressungen aus Hannover verantwortlich. emil-berliner-studios.com/historie/steinhausen