Über 100 Jahre Erfahrung im Schneiden von Schallplatten
Wir tragen nicht nur den Namen des Erfinders der Schallplatte, sondern schneiden in unserem Tonstudio immer noch mit großer Leidenschaft Lackfolien für die Herstellung von Vinyl-Schallplatten. Die Emil Berliner Studios haben die über hundertjährige Entwicklung der analogen Schallplatte von den ersten Wachsplattenschnitten bis zu den audiophilen Halfspeed-Lackfolienschnitten mitgestaltet. Die Schneidmaschine unserer Tage ist eine modifizierte Neumann VMS 80 mit Ortofon-Schneidverstärker. Wir schneiden sowohl von analogen 1/4- und 1/2-inch Mastertapes als auch von jeder digitalen PCM- oder DSD-Datei.
Vielseitiges Medium - individuelle Optimierung
Die Qualität einer Schallplatte wird in sehr hohem Maße vom Vinyl Mastering bestimmt: Jeder Lackfolienschnitt erfordert ein optimal auf die Musik zugeschnittenes Mastering. Je besser alle mechanischen, elektrischen und ästhetischen Aspekte in eine Balance gebracht werden, desto überzeugender klingt das Ergebnis. Pauschale Richtlinien zu Spielzeit, Pegel oder Umgang mit Bässen und Höhen lassen sich daher ohne Analyse des Programmmaterials nicht geben. Nur wer tatsächlich analoge Schallplattenmaster herstellt, kann beurteilen, in welchem Maße (wenn überhaupt) eine Anpassung des Programmmaterials für das Medium Vinyl-Schallplatte vonnöten ist.
Das Prinzip der Schallplatte
Durch die Erfindung der Phonographenwalze und der Schallplatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde es erstmals möglich, Schall zu speichern und zu einem späteren Zeitpunkt wiederzugeben. Die daraus entstandene Musikindustrie veränderte die Welt. Das Prinzip der mechanischen Schallspeicherung auf Platte ist schnell erklärt und hat sich seit dem Patent von Emil Berliner nicht grundlegend verändert:
Beim Musizieren oder Sprechen werden Luftmoleküle in mechanische Schwingungen versetzt, diese wurden damals mit einem Trichter, heute mit Mikrofonen eingefangen. Damals wie heute wünscht man sich laute Schallplatten mit wenigen Störgeräuschen. Deshalb mussten Musiker damals ganz nah am Trichter stehen und sehr laut musizieren; heute können Mikrofonsignale verstärkt werden.
Die Schneidapparatur besteht im Grunde aus einem Plattenteller und einem Schlitten mit Schneidkopf, der sich auf einer Welle radial zur Mitte des Plattentellers bewegen kann. Im Schneidkopf, an dem der Schneidstichel aufgehängt ist, werden die elektrischen Spannungsänderungen wieder in mechanische Schwingungen übersetzt. Beim Schneiden eines Schallplatten-Masters taucht der Schneidstichel in das Aufnahmemedium – damals Wachsmatrize, heute Lack- oder Kupferfolie – ein. Gleichzeitig dreht sich der Plattenteller mit 33 1/3 oder 45 Umdrehungen pro Minute, während sich der Schlitten mit Schneidkopf zur Mitte des Plattentellers bewegt. Der Stichel schneidet so eine Spirale in das Aufnahmemedium und moduliert dabei entsprechend der Spannungsänderungen des Signals die Rille. Die Musik wird so über die Zeit in eine plastische Form gebracht. Durch mechanische Abtastung dieser Form kann das Signal wieder hörbar gemacht werden.
Spielzeit und Lautheit stehen in einem umgekehrten Verhältnis zueinander
Nur mit einer dünnen, platzsparenden Rille kann eine lange Spielzeit erzielt werden. Ein hoher Überspielpegel bedeutet größere Auslenkungen der Rille und daher mehr Platzverbrauch. Diesen Konflikt gilt es auszumitteln, wobei die »goldene Mitte« nicht unbedingt die beste Lösung ist, denn die Frage des Pegels entscheidet auch über den Grad der hörbaren Verzerrungen. Ist der Pegel zu gering, können Laufgeräusche und Statik störend wirken. Ist der Pegel zu hoch, wird die Abtastnadel selbst Wiedergabeverzerrungen produzieren.
Der Ton benötigt mit abnehmender Frequenz mehr Platz auf der Schallplatte
Die bespielbare Fläche einer 12"-Schallplatte beträgt ca. 628cm², die es möglichst effizient zu nutzen gilt. Je tiefer die Frequenz, desto größer die Auslenkung der Rille bei gleicher Lautstärke. Jeder kennt das vom Autofahren: Umfährt man Hütchen in Schlangenlinien, wirken seitliche Fliehkräfte auf Fahrer und Fahrzeug. Vergrößert man den Abstand der Hütchen, werden die Fliehkräfte geringer. Will man dennoch dieselben Fliehkräfte spüren, muss man die Schlangenlinie mit größeren Kurven fahren. Das gilt auch für die Nadel in der Schallplattenrille: Je tiefer die Frequenz (großer Hütchenabstand), desto größer die Auslenkung (Kurve), damit die Nadel die gleiche Schnelligkeit (Fliehkraft) erreicht. Das bedeutet also, dass laute Bässe mehr Platz benötigen als laute Höhen.
Das Frequenzspektrum ist ungleichmäßig verteilt
Das Pegelmaximum von Musik und Sprache liegt meist in dem Bereich der Grundtöne der Instrumente. Die Obertöne können bis weit über den hörbaren Bereich hinausreichen und fallen mit zunehmender Frequenz ab. Für die Schallplattenrille ist dieses Frequenzspektrum eigentlich ungünstig verteilt: Die natürlicherweise überwiegenden Tiefen und Grundtöne benötigen viel Platz, während hohe Frequenzen nur sehr kleine Amplituden haben, die irgendwann in der Oberflächenrauigkeit des Materials selbst verschwinden. Beide Effekte führten bei der Schellack-Platte zu geringen Spielzeiten und großem Rauschen. Deshalb wird das Signal für die Vinyl-Schallplatte in seinem Frequenzgang angepasst.
Die RIAA-Kennlinie verbessert Spielzeit und Höhenwiedergabe bei der Vinyl-Schallplatte
Mit der nicht linearen RIAA-Schneidkennlinie passt man das Frequenzspektrum der Musik den physikalischen Gesetzmäßigkeiten der Schallplattenrille an. Beim Schallplattenschnitt sitzt im Schneidverstärker ein Filter, der tiefe Frequenzen absenkt und hohe Frequenzen verstärkt. Das führt zu geringeren Auslenkungen (Platzverbrauch) der Bässe und einem größeren Abstand zwischen den Obertönen und der Oberflächenrauheit. Bei der Wiedergabe der Schallplatte sorgt die entgegengesetzte Filterkurve (= RIAA-Abspielkennlinie) im Entzerrer-Vorverstärker wieder für einen linearen Frequenzgang. Trotz RIAA-Kennlinie haben die Eigenschaften einer Aufnahme einen großen Einfluss auf die Spielzeit.
Der Platzbedarf der Rille steigt mit der Stereowirkung
Emil Berliner erfand die ursprüngliche Schallplatte und benutzte dazu die Seitenschrift; Töne werden dabei ausschließlich in horizontale Bewegungen übersetzt. Thomas Alva Edison benutzte bei seinem Phonograph die Tiefenschrift. Hier bewegt sich die Nadel vertikal zur Oberfläche der Walze.
Um stereophone Musik auf Schallplatte mit nur einer Rille wiedergeben zu können, verband Alan Blumlein beide Prinzipien miteinander und führte die Flankenschrift ein. Die Modulationen für den linken und rechten Kanal werden in die 45°-Flanken der Rille geschnitten. Das führt zu horizontalen wie vertikalen Bewegungen für jeden einzelnen Kanal. Um eine Mono-Kompatibilität zu gewährleisten, wird die Phasenlage beider Kanäle so gewählt, dass die überlagerte Modulation für links und rechts bei Mono weiterhin eine reine Seitenschrift ergibt. Je breiter (stereophoner) das Klangbild wird, desto mehr steigen die vertikalen Auslenkungen. Im extremsten Fall bewegt sich die Nadel nur noch vertikal (Tiefenschrift), dann sind der linke und rechte Kanal vollkommen gegenphasig.
Für die Spielzeit haben beide Schriften unterschiedliche Folgen, denn nur die Seitenschrift kann ziemlich dünn und platzsparend geschnitten werden. Bei der Tiefenschrift muss mit zunehmendem Pegel auch die Tiefe (und damit die Breite) der Rille erhöht werden, um ein Springen der Nadel zu verhindern.
Gefahr hörbarer Wiedergabeverzerrungen mit zunehmender Frequenz, Spielzeit und Pegel
Das Schneiden von hohen Frequenzen erfordert von den Schneidverstärkern zwar viel Leistung, erlaubt aber eine verzerrungsfreie Übertragung bis weit über den hörbaren Bereich hinaus. Die scharfen Kanten des Schneidstichels schneiden alle Frequenzen sauber in die Lackfolie und heben den Span aus der entstandenen Rille. Die Wiedergabenadel am Plattenspieler hat hingegen einen sphärischen, elliptischen oder mehrfach radialen Schliff, sonst würde sie die Rille im Vinyl nachhaltig deformieren. Der unterschiedliche Schliff von Schneidstichel und Wiedergabenadel ist solange nicht von Relevanz, wie der Radius der Wiedergabenadel klein im Vergleich zum Radius der Auslenkung in der Rille ist. Mit der Zunahme von Frequenz, Pegel und Spielzeit nähern sich aber die Radien immer mehr an. Der Abtastfehler in Form von Verzerrungen steigt. Durch eine geschickte Wahl von Pegel, Reihenfolge der Stücke und Füllschrift lassen sich diese Verzerrungen im Griff behalten. Inwieweit die Wiedergabeverzerrungen überhaupt als störend wahrgenommen werden, hängt stark von der Art der Musik ab. Bei einer E-Gitarre werden mögliche Verzerrungen weit weniger auffallen als bei einer Glasharfe.
Füllschrift – Erhöhung von Spielzeit und Lautstärke durch intelligente Vorschub- Steuerung
Hohe Spielzeit, hoher Überspielpegel und wenig Verzerrungen setzen eine sehr effiziente Nutzung der zur Verfügung stehenden Fläche voraus, damit so weit außen wie möglich (wo die Wellenlängen noch groß sind) geschnitten werden kann. Gleichzeitig muss immer sichergestellt sein, dass die Rille trotz möglicherweise großer Auslenkungen in einer Windung nicht die vorherige anschneidet. Musik kann sehr dynamisch sein; entsprechend ändern sich Pegel, Frequenz und Stereowirkung ständig und damit die Bemessungsgrundlage für den optimalen Vorschub (= Steilheit) der Rille. Ist der Vorschub zu groß, reduziert sich die Spielzeit. Ist er zu klein, berührt sich die Rille und die Abtastnadel könnte an dieser Stelle hängen bleiben. Bei der Füllschrift (engl.: varigroove) ersetzt ein variabler Vorschub den konstanten Vorschub (engl.: fixed pitch) und vermeidet so, dass z. B. bei leisen Passagen viel ungenutzter Steg zwischen den Windungen stehen bleibt. Die Rille schmiegt sich bei jeder Windung der vorherigen an, anstatt starr dem vorgegebenen Radius zu folgen. Bei geringer Modulation wird enger geschnitten, bei starker Modulation weiter – und das automatisch.
Je mehr leise Passagen die Musik enthält, desto weniger Platz wird durch die Effizienz der Füllschrift verbraucht. Sehr stark komprimierte Musik lässt hingegen nur wenig Möglichkeit für ein platzsparendes Schneiden und kann gegebenenfalls nicht mit dem idealen Pegel auf eine Vinyl-Schallplatte gebracht werden.
Dynamik: Unterschiede auf CD und Vinyl
Im Aufnahme- und Mastering-Prozess wird häufig bewusst in die Dynamik einer Aufnahme eingegriffen. Die Gründe liegen meist im psychoakustischen Bereich, sei es, dass die Musik durch eine extreme Einengung der Dynamik sehr laut klingen soll, oder dass man mit einer extremen Erweiterung eben dieser beeindrucken möchte. Ein für die CD optimiertes Mastering wird auf die LP übertragen nicht immer den gleichen positiven Effekt haben, und umgekehrt.
Beispiel A: Die CD kennt mit der Übersteuerungsgrenze von 0dBFS nur eine fixe Grenze, die man nicht verzerrungsfrei überschreiten kann. Frei nach dem Motto »Was lauter klingt, ist auch besser« werden in den letzten Jahren CDs zunehmend mit einer immer stärkeren Lautheits-Maximierung versehen, die psychoakustisch wirkt, aber physikalisch die CD zu keiner Zeit übersteuern lässt. Die Lautheit auf der LP folgt aber anderen Zusammenhängen und lässt sich dadurch selten erhöhen. Hier haben die Spielzeit, das Panning, die Phasenlage und der Frequenzgang einen größeren Einfluss auf die Lautheit – Faktoren, die bei der CD keine Auswirkung haben. Weniger stark komprimierte Master werden auf der LP eventuell deutlich besser klingen als auf der CD.
Beispiel B: Die CD ist in der Lage, extreme dynamische Unterschiede zu übertragen. Hier hat der Zuhörer bei lauten Passagen eventuell mit seinen Nachbarn zu kämpfen. Das gilt zwar auch für den Hörer einer LP, der sich aber zusätzlich bei der Wiedergabe extrem leiser Passagen über Staub und mechanische Unebenheiten der Rille ärgert, die den Hörgenuss trüben können. In diesem Fall würde ein stärker komprimiertes Master besser klingen.
Beide Beispiele zeigen, dass es durchaus Sinn machen kann, für die Vinyl-Schallplatte anders zu mastern als für die CD. Aus diesem Grund bieten wir nicht nur eine reine Überspielung auf das Medium Lackfolie an, sondern die klangliche Anpassung des Programmmaterials hierfür.
10” or 12” Lackfolienschnitt*:
< 14 min bei 33 1/3 UpM oder < 10 min at 45 UpM 170 € pro Seite
< 20 min bei 33 1/3 UpM oder < 14 min at 45 UpM 205 € pro Seite
< 26 min bei 33 1/3 UpM oder < 18 min at 45 UpM 235 € pro Seite
> 26 min bei 33 1/3 UpM oder > 18 min at 45 UpM 305 € pro Seite
7“ Lackfolienschnitt* 130 € pro Seite
Versand der Folien per Overnight-Kurier ins Pressswerk Ihrer Wahl; innerhalb Deutschlands pro Auftrag ca. 30€
Additional charge if needed:
Halfspeed Mastering + „HALFSPEED“-Gravur in der Auslaufrille 120 € pro Seite
Will be billed according to actual time needed, but at least 1 hr studio time + „PURE ANALOGUE”-Gravur in der Auslaufrille
Zusätzliche Zeit für (Re-) Mastering/ Editing/ Re-sequencing/ Rückfragen 90 € pro Stunde
Auf Anfrage:
3-Minuten-Check: kurze Qualitätskontrolle einer Testpressung * Gratis!
Detaillierte Qualitätskontrolle einer Testpresung ** 90 € pro Seite
* Ein 3-Minuten-Check beinhaltet ein kurzes Querhören einiger Passagen, um zu prüfen, ob die Gesamtqualität zufriedenstellend und konsistent ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir dabei (wiederkehrende) Fehler entdecken, ist sehr gering.
** Eine detaillierte Qualitätskontrolle beinhaltet das vollständige Anhören von mindestens einem Exemplar. Sie erhalten ein Fehlerprotokoll und ein schriftliches Feedback.
1) Das Programmaterial – Bitte stellen Sie digitale Quellen entweder in einem ZIP-komprimierten Ordner zur Verfügung oder als Einzelfiles mit MD5-Checksumme. Andernfalls können wir keine fehlerfreie Datenübertragung garantieren.
2) Eine Datei pro Seite: Bitte benennen Sie die Dateien mit der entsprechenden Seite, z.B. A, B, C, D… Eine Datei pro Track: Bitte benennen Sie die Dateien mit der entsprechenden Nummer und Seite, z.B. heißt der zweite Track der B-Seite "B2".
3) Die Katalognummer der Schallplatte (Referenz fürs Presswerk).
4) Bitte stellen Sie eine Tracklist als PDF oder Textdatei zur Verfügung, um Dreher in der Trackreihenfolge zu vermeiden. Falls Sie uns eine Datei pro Seite schicken, bitte Tracklängen nicht vergessen.
5) Rechnungsadresse und e-Mail Adresse des Rechnungsempfängers.
6) Versandadresse (Presswerk), ggf. mit Ansprechpartner.
7) Bitte beachten Sie, dass die Zeit für Rückfragen (z.B. Rechnungsadresse, Versandadresse, Katalognummer,...) als Studiozeit berechnet wird, falls Sie die notwendigen Informationen nicht bereitgestellt haben.
8) Infos zum Programmaterial: Muss das Material gemastert werden (abgesehen von der Anpassung für Vinyl) oder ist es fertig gemastert?
9) Wir übernehmen keine Verantwortung für Fehler oder hörbare Schnitte im Programmaterial. Gerne prüfen wir auf Anfrage vor dem Schnitt Ihr Material.
10) Sie sind herzlich eingeladen, im Studio dabei zu sein und unseren hervorragenden Kaffee zu genießen, während wir Ihr Projekt auf Lackfolie schneiden.